Resilienz als Gegenstrategie
zur Unplanbarkeit

Planungsfähigkeit früher und heute

Hintergrund Gitternetz

Sind Unternehmen der Unplanbarkeit ausgeliefert? Ein Blick in die Geschichte zeigt: Planungsfähigkeit hat sich veränderten Bedingungen immer erfolgreich angepasst. Was ist das Gegenkonzept zur Unplanbarkeit? Und welche Rolle spielt Cyber-Resilienz dabei?

Themenportal Unplanbarkeit - Resilienz als GegenstrategiePlanbarkeit ist heute wichtiger denn je. Umso überraschender erscheint es, dass der Begriff „Plan“ erst seit Kurzem in unserer Sprache etabliert ist. Die erste Entlehnung aus dem Lateinischen tauchte um 1200 auf. Sie bedeutete damals jedoch nicht viel mehr als eine “glatte Ebene”. Erst 500 Jahre später erlebte der Begriff eine neue Dynamik. Im 18. Jahrhundert wandelte sich die Bedeutung unter Einfluss des Französischen zu „Grundriss“. Daraus entwickelte sich erst vom 19. bis zum 20. Jahrhundert schrittweise das Planungskonzept, das wir heute kennen.

Geplant wurde auch in der Vergangenheit. Sie bietet eine Fülle an Beispielen, darunter das japanische Strategiebuch Die Kunst des Krieges. Es ist bereits 500 vor Christus erschienen – und beeinflusst bis heute Manager und Führungskräfte in ihrem Wirken. Niccolò Machiavelli, italienischer Philosoph und Politiker aus dem 15. Jahrhundert, schrieb das Buch Il Principe – der Fürst als Herrscher. Darin begründete er, wie Herrscher politische Macht erlangen und bewahren können.

Ein weiteres Beispiel ist die bayerische Fürstenspiegel-Kompilation aus dem 15 Jahrhundert. Dazu schreibt der Historiker Christian Heinemeyer in seinem Beitrag für das Buch “Planlos! Zu den Grenzen von Planbarkeit”: “So gelte es, zunächst die Vergangenheit zu analysieren, dann die Gegenwart danach auszurichten und zwar mit Blick darauf, dass den Fürsten in Zukunft das Unglück nicht unvorhergesehen treffe. Dies deutet auf ein Bewusstsein hin, durch Vorsorge zukünftige Ereignisse beherrschbar zu machen.”

Wie Risikomanagement Teil der Buchhaltung wurde

Beherrschbar machen ist eine typische Eigenschaft, die ebenfalls der Industrialisierung zugeschrieben wird. Die betriebliche Buchhaltung repräsentierte die ökonomische Planbarkeit dieser Zeit. Durch sie werden Komplexität in Unternehmen und auf den Märkten reduziert. Eine wichtige Voraussetzung, die Unternehmen und ihren Führungskräften das Vorausdenken ermöglicht. Was mit einem dilettantischen Überblick der Einkommen und Ausgaben auf Papier, später Excel-Tabellen begann, entwickelte sich hin zu fortgeschrittenen Systemen und Softwares. Die Einführung der Doppelten Buchführung (Doppik) erwies sich als besonders zentral in der modernen Wirtschaft, die durch industrielle Massenherstellung geprägt war. Auf diese Weise entsteht ein lückenloses Abbild des Kapitalkreislaufes und eine gezielte Übersicht aller geschäftsrelevanten Transaktionen.

Große Investitionen, großes Risiko

Die Buchführung entwickelte sich parallel zu den Veränderungen in der Produktion und dem Marktumfeld der Unternehmen. Zwar eignete sich Doppik für kleine und mittlere Manufakturen, im Laufe der Industrialisierung benötigten Unternehmen aber ein Verfahren, das sich heute als Management Accounting etabliert hat. Dieses war an die Großindustrie angepasst; durch größere Investitionen erhöhte sich auch das Risiko in der Entscheidungsfindung. Das Risikomanagement hielt sowohl in die betriebliche Buchhaltung als auch in die Geschäftsführung Einzug.

Mit komplexeren Netzwerken und einer „just in time“-Mentalität setzte sich Performance Accounting durch. Der Fokus verlagerte sich nun auf die Untersuchung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen, um die Zukunft weiterhin planbar zu machen. In der Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte die Welt somit eine regelrechte Planungseuphorie: Die Zukunft war bewusst gestaltbar.


Der Unvorhersehbarkeitsindex von QBE liefert empirische Evidenz,
dass Märkte zunehmend unvorhersehbar werden.


Resilienz als Antwort auf Unplanbarkeit

Und heute? Heute stehen Unternehmen an der Schwelle zur Unplanbarkeit und Unvorhersehbarkeit. Die Märkte, in denen Unternehmen navigieren, Entscheidungen treffen und Erfolge evaluieren müssen, nennen Experten VUCA: In dieser Welt ist eine lineare Zukunftsplanung unwahrscheinlicher geworden. Gleichzeitigkeit von Risikoereignissen, Disruption insbesondere durch die Digitalisierung, aber auch Krisenereignisse wie die Corona-Pandemie sind typisch. Sind Unternehmen der stetig wachsenden Unplanbarkeit ausgeliefert? Die bisherigen Beispiele aus der Geschichte zeigen auf, dass sich Planung und ihre Instrumente über die Zeit an die veränderten Umfeld- und Marktbedingungen angepasst haben. Den Herausforderungen der VUCA-Welt steht das Konzept der Resilienz gegenüber.

Sie hat spätestens im Zuge der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen. Hierunter wird im Allgemeinen die Widerstandskraft von Menschen und Unternehmen bei der Bewältigung von Krisensituationen verstanden. Der Ursprung des Begriffs liegt in der physikalischen Materialforschung. Als resilient werden dabei Materialien bezeichnet, die nach extremer Spannung wieder in den ursprünglichen Zustand zurückkehren. Weitere Definitionen bauen auf der lateinischen Wortherkunft resilire auf. Übersetzt bedeutet diese “zurückspringen“ oder “abprallen“.

Cybersicherheit erfordert neues Resilienzkonzept

Themenportal Unplanbarkeit - Resilienz als GegenstrategieResilienz ist dabei nicht gleich Resilienz. Für Psychologie, Ökologie, Gesellschaft und Ökonomie existieren unterschiedliche Resilienzkonzepte. So auch für die Cybersicherheit. Eine solche Unterscheidung ist erforderlich. Cybersicherheit muss bei der Unplanbarkeit andere Anforderungen erfüllen – wie beispielsweise Geschwindigkeit. Das Bedrohungsumfeld von Unternehmen ist dynamisch. Angriffsvektoren verändern sich in immer kürzeren Zeitabständen. Angreifer eignen sich schnell neue Technologien und Methoden an.

“Unternehmen sind herausgefordert, nicht in Tagen, sondern in Sekunden Gefahrenlagen zu erkennen und abzuwehren”, führt Jan Sudmeyer, Managing Partner bei carmasec, an. “Aus diesem Grund haben wir ein eigenes Resilienzkonzept speziell für Cybersicherheit ausgearbeitet. Das Konzept verstehen wir als einen Beitrag für die regen Diskussionen in der Fachöffentlichkeit. Mein Wunsch ist, dass wir gemeinsam Lösungswege finden, um die Folgen der Unplanbarkeit mit Cybersicherheit zu meistern.”

Auf der Grundlage von Cyberresilienz hat carmasec ferner ein Reifegradmodell entwickelt, das Unternehmen hilft, sowohl die Bedrohungslage als auch die Handlungsbedarfe zu ermitteln, um die eigene Cybersicherheit kontinuierlich zu optimieren.


Lesetipp

Informieren Sie sich auf unserer Themenseite zu Cyber-Resilienz oder laden Sie
unser Dossier „Cyber-Resilienz als ganzheitlicher Ansatz zur Krisenbewältigung“ herunter.